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Weniger als 300 Tage to go – Instagram Psychologie

Immer wieder denke ich darüber nach, ob ich Instagram, Facebook und Co noch benutzen will. Die letzten paar Tage ist mir wiedermal vor Augen geführt worden:

Wenn man Social Media, wie z.B. Instagram, verwendet, wird man davon auch stark beeinflusst.

Julians Weisheit

Da kann man sich noch so viel einreden, dass einen die „Likes“ nicht interessieren oder keinen Einfluss auf den Content nehmen. Ich gehöre auch zu denen, die sich das gerne einreden. Ursprünglich habe ich den Instagram Account photo.sideproject dazu genutzt, auszuprobieren welche Möglichkeiten man hat, mit ein bisschen Strategie tatsächlich Zielgruppen gesteuert Follower und Likes aufzubauen. Ohne Geld zu investieren, geht es schon recht gut, aber man kommt schnell an die Grenze, dass es ohne kostenpflichtige Tools sehr anstrengend wird. Und dann sind die Follower auch ganz schnelle wieder weg. Doch wie kommt es zu diesem Blog Post, gefüllt mit längst bekannten Trivialitäten?

Spiegelwelt
Spiegelwelt Strasbourg

Heute morgen war es mal wieder soweit: ich raffe mich auf und laufe zur Arbeit. Die aktuelle Folge „Die Photologen“-Podcast im Ohr schlendere ich die Hirschstraße Richtung Arbeit. Es nieselt leicht. Ich komme an meinem Auto vorbei und überlege kurz, ob es nicht doch besser wäre zu fahren. Natürlich nur um nicht nass zu werden. Aber ich verwerfe den Gedanken ganz schnell wieder. Mehr Bewegung! Das steht ganz oben auf der Agenda. Abgesehen vom Nieselregen ist es auch ganz angenehm. Es ist schon hell und sogar bereits angenehm warm mit Jacke und Schal. Die Kamera habe ich auch mitgenommen. Kann ich doch die Zeit nutzen Inspiration für mein Foto des Tages zu finden. Interessanter Weise bleibe ich immer an der gleichen Stelle hängen. Hier komme ich aber immer nur auf dem Weg zur Arbeit vorbei. Das ist dann immer eine Mischung zwischen: so viel tolles Licht, so viel Details, so viel Aktion und so wenig Zeit. Ich müsste mir eigentlich mal hier herkommen wenn ich frei habe: Die Hirschbrücke in Karlsruhe.

Heute klappt aber alles. Durch den leichten Regen ist der Asphalt der Straße schön dunkel, was die gelbe Markierung wiederum noch mehr zur Geltung bringt. Und wie es der Zufall will sehe ich das Post-Fahrrad. Genauso knall gelb… Schnell noch die Kamera eingestellt, denn anspruchsvoll wie ich in den Tag gestartet bin, habe ich alles auf „Manuell“ stehen. Ritsch. Ratsch. Ratter. Klick. Grade so geschafft. Und mir gefällt es. So ist das Titelbild entstanden.

Titel-Bild
Dark Grey, Yellow, Blue, Red

Ich bleibe noch eine kurzen Moment stehen und betrachte mein Werk auf dem Display. Okay natürlich hätte man hier mehr darauf achten können, dass die Linien führender sind, dass das Fahrrad vielleicht im goldenen Schnitt ist und und und. Aber dann wäre das Fahrrad wahrscheinlich schon weg gewesen, oder eine andere störende Komponente wäre ins Bild gekommen. Und in Summe gefallen mir viel mehr Aspekte an dem Bild, als nicht.

Die wenigen, aber kräftigen Farben. Das dunkle Blau vom Auto und der Jacke. Das popige Rot vom gegenüberliegenden Fahrzeug und den Mülltonnendeckeln. Und natürlich diese gelb leuchtenden Linien am Boden über die gesamte Straßenlänge und die passend gelbe Posttasche. Dazu das von hinten einfallende Licht der aufgehenden, aber hinter Wolken verborgenen Sonne.

Ich bin total begeistert, was man vielleicht auch an diesem Text merkt. Ich wollte „dieses Bild“ schon ein paar mal machen, aber es hat nicht geklappt. Und nun gleich auf Anhieb. Heute mache ich bestimmt kein besseres Bild für das 366 Tage Fotoprojekt. Also starte ich die „Wireless Communication“ an der Kamera und übertrage noch schnell die Datei aufs Handy bevor ich weiter Richtung Arbeit stiefele.

Blumen vom Besuch
Blumen vom Besuch – besser als ein Instagram Like

Auf dem Rest des Weges überlege ich, dass ich gleich noch das Bild auf Instagram hochladen kann, dann ist das schon erledigt für heute. Auf Instagram zu posten unter dem Hashtag #photologen365 ist für mich wie eine Art Kontrollinstanz. Es geht super schnell (schneller als auf die Webseite). Hier sehen die meisten Leute ob ich ein Bild hochgeladen habe oder nicht (natürlich sollte ich auch das mal hinterfragen). Und tatsächlich bekomme ich dort auch das meiste Feedback in Form von Kommentaren und Likes.

Besonders letzteres, die Instagram Likes, sind das, was mich irgendwie ärgert. Ich freue mich natürlich wenn ich das Gefühl habe anderen gefallen meine Bilder auch. Aber bedeuten das diese Likes wirklich? Denn während meines ursprünglichen Versuchs, habe ich auch recherchiert, dass man um besonders viele Likes zu sammeln und die Reichweite zu erhöhen, zu Zeiten posten sollte, in denen die meisten Leute auf Instagram unterwegs sind. Ansonsten ist das Bild schon so weit unten im Feed, dass viele gar nicht so weit scrollen bis sie es sehen könnten. (Ich weiß das noch mehr Faktoren in den Algorithmus einließen…) Und so ertappe ich mich tatsächlich bei der Überlegung, das Bild erst am Nachmittag zu posten.

Non sense - sense
Non sense – sense

„Nein“, entscheide ich mich noch im gleichen Moment. Ich werde das Bild sofort posten. Mir geht es ja nicht darum besonders viele Likes zu sammeln, sondern darum mit der Community die Bilder zu teilen und sich gegenseitig zu motivieren, kleine Details im Alltag zu sehen etc.

Aber es ärgert mich tatsächlich doch schon sehr, dass ich mich so davon beeinflussen lasse, ich sogar darüber nachdenke meine Posting-Zeitpunkt danach zu richten. Außerdem frage ich mich tatsächlich wie viele Bilder ich eventuell nur deswegen mache, weil mein Unterbewusstsein entscheidet, dass das gut auf Instagram ankommt.

Völlige Non Sense – Bilder die aus der „Not“ heraus entstanden sind, bekommen erstaunlich viel Aufmerksamkeit, während Bilder, die mir gefallen und mich begeistern teilweise links liegengelassen werden.

In the movies
In The Movies

Natürlich sind Geschmäcker unterschiedlich. Und nicht jeder teilt meine Begeisterung für die gleichen Bilder, aber manches mal legt es mir doch die Stirn in Falten. Vor Verwunderung, nicht vor Sorge.

Über Geschmack lässt es sich streiten.

Jean Anthelme Brillat-Savarin

Aber will ich mir das wirklich antun? Ich weiß es nicht. Natürlich ist es auch ein netter Zeitvertreib und ich habe schon die ein oder andere tolle Fotograf*in über diverse Socialmedia Apps gefunden. Und neben dem Input ist auch der konstruktive Austausch immer wieder sehr bereichernd. Diese Vorteile möchte ich dann doch auch nicht missen.
Wie immer im Leben gibt es das aber eben nicht geschenkt.

Schatten und Turnschuh-Muff
Schatten und Turnschuh-Muff

Wie immer im Leben muss man sich wohl viel eher damit auseinander setzen, wie man mit den Fakten umgeht. Wie sieht man Instagram und andere Social Media Plattformen. Ist man sich des Einflusses bewusst?
Ein Fakt der für mich ganz entscheidend ist. Die Aufmerksamkeit die man auf Instagram & Co, in Form von Kommentaren und Likes bekommt, bestimmt nicht wie gut die Fotos sind.

I know cats with millions of followers.

Sean Tucker

Das muss man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen. Ich will weiter versuchen Bilder zu machen, die mich begeistern. Bilder die mir Spaß machen. Bilder die meiner Fantasie und Kreativität entspringen.
Dennoch freue ich mich immer über Feedback. Gerne auch im direkten Gespräch, per Email, oder auch als Kommentar hier im Blog oder in der Galerie. Oder aber schau dir einfach die Bilder an und erfreue dich daran.

Zum Abschluss noch ein Bild, dass gefühlt zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat. Das Bild habe ich gar nicht selber gemacht, aber es gefällt mir so gut, dass ich es trotzdem in meine 366 Tage Serie mit aufgenommen habe. Für mehr Bilder schaut einfach bei Chiara Vogts Instagram Account vorbei.

Das wars für heute. Viel Spaß beim Stöbern und bis zum Nächsten Blog Artikel.

Comming Soon
Comming Soon

5 Kommentare

  1. Allmut Allmut

    Mein lieber Herr Gesangsverein machst du dir viele Gedanken – ich bin es so gewohnt, dass meine Bilder durchgewunken werden und nicht viel Beachtung finden und zwar schon immer. Bei Instagram und Co bin ich nicht mehr.
    Ich finde es immer sehr beeindruckend, wieviel verschiedene Motive du findest und diese dann auch super einfängst. Damit tue ich mich nach wie vor schwer. Ich könnte laufend Himmelfotos, Blumen- und Naturfotos, Katzenfotos posten, aber dann wäre mein Blog vemutlich noch langweiliger. Menschen, die ich auch gerne fotografiere, tun sich leider immer schwer damit, veröffentlicht zu werden. Also ich finde deine Fotos immer sehr spannend.

    • Also ich finde deine Bilder nicht langweilig. Und Sie sind abwechslungsreicher als du vielleicht denkst. Hier mal ein Ausschnitt au deiner Galerie: Galerie

  2. Allmut Allmut

    Du bist Sonnenschein für mich – ich freue mich so auf unseren Familienzuwachs. Du hast jetzt natürlich auch einen abwechsungsreichen Querschnitt genommen – vielen Dank.

  3. Allmut Allmut

    Gerade habe ich nochmal dein Papa-Pass-Bild gesehen, schon neue Erkenntnisse darin untergebracht?

    • Alles was ich ausfüllen kann, habe ich ausgefüllt. Jetzt heißt es warten.

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